Der Körper als Schlüssel zur inneren Welt.
Unser Körper ist nicht nur Träger unserer Erfahrungen, er erinnert sich auch. Emotionale und körperliche Prägungen, insbesondere aus der Kindheit, hinterlassen Spuren im sogenannten Körpergedächtnis. Diese gespeicherten Muster beeinflussen unsere Reaktionen, unsere Beziehungen und unser Selbstbild, häufig unbewusst.
Körper- und Emotionsarbeit zielt darauf ab, über den Körper einen Zugang zu diesen gespeicherten Erlebnissen zu finden. Die Prozesse laufen jenseits des rationalen Verstehens ab, was zählt, ist das Fühlen und Erleben im Hier und Jetzt.
Bonding ist eine Methode, die ursprünglich von Dan Casriel entwickelt und seither kontinuierlich weiterentwickelt wurde. Heute fließen Elemente aus dem NLP, der körperorientierten Traumatherapie (Somatic Experiencing nach Peter Levine) und weiteren therapeutischen Ansätzen mit ein.
Im Bonding geht es um die bewusste emotionale Verbindung mit sich selbst. Oft werden dabei Verletzungen aus der Kindheit angesprochen, auch ohne dass sie konkret erinnert werden müssen. Der Körper zeigt den Weg: durch Gefühle, Impulse oder Spannungen, die im geschützten Rahmen wahrgenommen und ausgedrückt werden dürfen.
Es geht nicht darum, die Vergangenheit zu verändern, sondern ihr eine neue Bedeutung zu geben. Die dadurch entstehende Körpererfahrung kann als neue Ressource im Alltag abrufbar werden.
Das Halten ist eine verwandte Methode, die besonders durch Dr. Jirina Prekop bekannt wurde. Sie nutzte es ursprünglich in der Arbeit mit Kindern, insbesondere mit Autismus-Spektrum-Störungen. Heute hat sich das Halten als liebevolle und gleichzeitig kraftvolle Methode etabliert, um belastende emotionale Beziehungen zu heilen.
Während Bonding die Beziehung zu sich selbst stärkt, dient das Halten der Aussöhnung mit anderen Menschen: Mutter, Vater, Partner, Geschwister oder sogar mit dem eigenen Kind. In einem geschützten Rahmen können emotionale Altlasten ausgedrückt und aufgelöst werden.
Auch in der pädagogischen Arbeit, insbesondere im sogenannten Kinderhalten, spielt diese Methode eine wichtige Rolle. Sie vermittelt dem Kind: „Ich bin für dich da, auch wenn du starke Gefühle hast.“
Ein besonders sensibles Anwendungsfeld ist das Geburtshalten. Hier wird die eigene Geburt oder die Geburt des eigenen Kindes in sicherem Rahmen nochmals durchlebt, insbesondere, wenn diese mit medizinischen Eingriffen, Angst oder Trennungserfahrungen verbunden war (z. B. Kaiserschnitt, Inkubator, Frühgeburt). Durch dieses bewusste Nacherleben kann der Körper eine neue, heilsame Erfahrung abspeichern.
Auch frühe traumatische Erlebnisse im Säuglingsalter – Operationen, Trennungen oder Krankenhausaufenthalte – können auf diese Weise nachgenährt und entlastet werden. Oft äußern sich diese frühen Prägungen im Erwachsenenalter in Form von unerklärlicher Angst, Erschöpfung oder Beziehungsproblemen.